Ausstellung mit Fotos von Matthias Creutziger in Arnstädter Kunsthalle

In verschiedenen Fotoserien hat Matthias Creutziger auch Modepuppen ins Visier genommen. Diese Fotos und viele andere sind in der Ausstellung in der Kunsthalle in Arnstadt noch bis zum 18. Dezember zu sehen. Foto: Hans-Peter Stadermann (TA)

(TA) Wie in der Kunsthalle Arnstadt nicht unüblich, begann die Ausstellungseröffnung erst etwa 40 Minuten später. Umso besser, denn so war genügend Zeit, ein schmackhaftes Bier zu erwerben und so bewaffnet noch vor der Laudatio die ausgestellten Fotos in Ruhe zu betrachten.
Wie Dr. Erik Lüddecke in seiner Laudatio ausführte, waren es eigentlich drei Ausstellungen in einer. Zunächst die Fotos, mit denen Matthias Creutziger sich Weltruhm erarbeitete, also die Musikfotos von weltberühmten Jazzstars, überwiegend der Ära des New Jazz, aber auch mit Bebop-Stars wie Max Roach oder Dizzy Gillespie. In den Fotos sei der psychologische Moment des Musizierens auf beeindruckende Weise festgehalten.
Ähnlich originell die Fotos der Graffitis von Dresden, wo der Künstler zur Zeit als Fotograf an der Semperoper tätig ist. Durch geschickte Wahl des Ausschnitts gewinnen hier die Graffitis eine völlig neue Dimension. Auch die dritte Fotoserie, in der Modepuppen ins Visier genommen werden, enthält prächtige Verfremdungen, so dass die bescheidenen Puppen eher wie Nofreteten wirken. Zu den expressiven Fotos passte bestens die Musik von Joe Sachse, den meisten als Jimi Hendrix der DDR bekannt. Joe Sachse spielte so rasant, dass selbst Supervirtuosen wie John McLaughlin Schwierigkeiten hätten, hier mitzuhalten. Prächtige „walls of sound“ wurden aufgebaut, die natürlich Erinnerungen an Jimi Hendrix weckten. Joe Sachse schien im Verlauf seines Spiels, das sich rhythmisch immer mehr steigerte, derart mit seinem Instrument zu verwachsen, dass man sich fragte, spielt der Musiker die Gitarre oder umgekehrt die Gitarre den Musiker.
Wie sagte doch einst der stark von indischer Musik und Mythologie beeinflusste John McLaughlin: „Nicht ich bin es, der Gitarre spielt, sondern Gott spielt durch mich.“
Vielleicht ist dieses religiöse Moment bei Joe Sachse nicht so sehr spürbar, als ein Gitarrengott erwies er sich trotzdem. Und so war es wohl unausweichlich, dass aus der Begleitmusik fast ein abendfüllendes Konzert wurde, das vom Publikum mit ungeheurem Applaus belohnt wurde. Wirklich ein schöner Jazzabend!

Klaus Ehring / 09.11.11 / zuerst erschienen in der Thüringer Allgemeinen